Pionierinnengalerie Wien. 

Stadt der großen Töchter


Die Galerie stellt außergewöhnliche Frauen – „Töchter Wiens“ – und die Auswirkungen ihres Tuns auf das heutige Wien sowie ihr Engagement in Verbindung mit frauenpolitischen Kämpfen und Errungenschaften vergangener Zeiten vor.

Diese Frauen und ihren Einsatz zu würdigen, ist das Anliegen der Galerie. Sie wird jedes Jahr rund um den Frauentag in den Arkaden des Wiener Rathauses zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt.

Karoline Perin-Gradenstein (1806 bis 1888) war während der 1848er-Revolution in Österreich als politische Pionierin für die Rechte von Frauen und Arbeiterinnen aktiv. Später war sie Präsidentin des 1. Wiener demokratischen Frauenvereins.

Bertha von Suttner (1843 bis 1914) war eine bekannte Schriftstellerin, sie schrieb unter anderem den Friedensroman "Die Waffen nieder". Sie war eine führende Aktivistin der Friedensbewegung und erhielt 1905 – als 1. Frau – für ihren Einsatz gegen Gewalt und Krieg den Friedensnobelpreis.

Gabriele Possaner von Ehrenthal (1860 bis 1940) war die 1. Frau, die nach langem Kampf 1897 an einer Universität Österreich-Ungarns promovieren und dann ihre Tätigkeit als Ärztin in Wien aufnehmen konnte. Ihre Beharrlichkeit ebnete anderen Frauen den Zugang zum Medizinstudium in Österreich.

Adelheid Popp (1869 bis 1939) war eine Pionierin der proletarischen Frauenbewegung in Österreich. Die Sozialdemokratin und Politikerin war die 1. Frau, die 1919 als Abgeordnete der Konstituierenden Nationalversammlung eine Rede hielt. Sie setzte sich für Frauenrechte und für bessere Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen ein.

Eugenie Schwarzwald (1872 bis 1940) war eine engagierte Reformpädagogin und Frauenrechtsaktivistin sowie eine bedeutende Pionierin der Mädchenbildung. In ihren „Schwarzwaldschulen“ setzte sie sich unermüdlich für den Zugang von Mädchen zu höherer Bildung ein.

Maria “Mizzi“ Langer-Kauba (1872 bis 1955) war Geschäftsfrau und Inhaberin des ältesten Sportgeschäfts in Wien. Sie war begeisterte Alpinistin, Bergsteigerin und Skiläuferin und nahm als einzige Frau am 1. Skirennen in Österreich teil.

Olga Ehrenhaft-Steindler (1879 bis 1933) war die 1. Frau Österreichs, die 1903 an der Universität Wien in Physik zur Doktorin der Philosophie promovierte. Als Vortragende, Professorin und Schuldirektorin wirkte sie auf dem Gebiet der Mädchen- und Frauenbildung und gründete die 1. private Handelsakademie für Mädchen in Wien.

Ella Briggs-Baumfeld (1880 bis 1977) war die 1. befugte Architektin Österreichs und als 1. Frau Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. Sie erstellte Pläne für moderne Innenarchitektur und den Sozialen Wohnbau in Wien, Berlin, New York und London.

Marianne Beth (1890 bis 1984) war Rechtswissenschaftlerin. Sie promovierte 1921 als 1. Frau an der juridischen Fakultät in Wien und war ab 1928 als Anwältin tätig. Als Mitbegründerin der Österreichischen Frauenorganisation und Herausgeberin eines juristischen Handbuchs für Frauen setzte sie sich für die Verbesserung der rechtlichen und beruflichen Stellung der Frau ein.

Stephanie Endres (1891 bis 1974) war eine Pionierin des Frauen- und Mädchensports in Österreich. Sie setzte sich stets für das Ziel ein, „Frauen zu gesunden, natürlichen und freien Menschen zu erziehen“.

Käthe Leichter (1895 bis 1942) war eine der bedeutendsten Denkerinnen der österreichischen Sozialdemokratie. 1925 wurde sie die 1. Leiterin des von ihr aufgebauten Frauenreferats der Wiener Arbeiterkammer. Sie leistete dort mit der Erforschung der Lebensverhältnisse von Arbeiterinnen und Angestellten wesentliche Beiträge zur Verbesserung von deren Arbeits- und Lebenssituationen.

Trude Fleischmann (1895 bis 1990) war eine der erfolgreichsten Porträtfotografinnen Wiens in der Zwischenkriegszeit – in ihrem Atelier wurde die kulturelle Prominenz der damaligen Zeit fotografiert. Ihre Porträts spiegeln beispielhaft den Wandel des Menschenbildes der 1920er-Jahre wider, vor allem aber jenen des Frauenbildes.

Margarete Schütte-Lihotzky (1897 bis 2000) war die 1. Frau, die in Österreich ein Architekturstudium abschloss. Als Architektin erlangte sie insbesondere durch die "Frankfurter Küche" Ruhm. Während des Nationalsozialismus schloss sie sich dem antifaschistischen Widerstand der Kommunistischen Partei an und trat bis an ihr Lebensende für ihre Überzeugungen ein.

Marie Jahoda (1907 bis 2001) war eine Pionierin der Sozialforschung und engagierte sich seit ihrer Jugend für die sozialistische Arbeiter*innen-Bewegung. Im Zentrum ihrer sozialpsychologischen Beobachtungen – wie in der Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" – standen die jeweils konkreten Lebensverhältnisse und ihre Auswirkungen auf die Menschen.

Ella Lingens (1908 bis 2002) war eine Juristin und Ärztin. Als Gegnerin und Widerstandskämpferin des Nationalsozialismus war sie von 1943 bis 1945 im KZ Auschwitz inhaftiert. In ihrer Funktion als Zeitzeugin widmete sie sich unermüdlich der antifaschistischen Erinnerungsarbeit. 1964 sagte sie als Zeugin im Auschwitz-Prozess aus.

Hedy Lamarr (geborene Kiesler) (1914 bis 2000) war eine Schauspielerin und Erfinderin. Nach Beginn ihrer Filmkarriere in Österreich und Deutschland wurde sie ab Ende der 1930er-Jahre ein international verehrter Hollywood-Star. Während des 2. Weltkriegs entwickelte sie das Frequenzsprungverfahren, auf dessen Basis der heutige Mobilfunk, Bluetooth und WLAN basieren.

Gerda Lerner (1920 bis 2013) war eine österreichisch-US-amerikanische Historikerin und Vorreiterin des Frauengeschichtsstudiums. Für ihre wissenschaftlichen Verdienste als Professorin für US-historische Themen und Frauengeschichte wurde sie ab den 1990er-Jahren vielfach ausgezeichnet.

Irma Schwager (1920 bis 2015) war eine antifaschistische Widerstandskämpferin, die 1945 nach Wien zurückkehrte und dort in den Folgejahrzehnten als Kommunistin unermüdlich Friedens- und Frauenpolitik betrieb.

Ceija Stojka (1933 bis 2013) war eine der 1. Romni Österreichs, die zum Ende der 1980er-Jahre ihre persönlichen Erinnerungen an die Verfolgung und Ermordung von Roma während des Nationalsozialismus publizierten. Als Autorin, Malerin, Musikerin und engagierte Zeitzeugin vermittelte sie Wissen über Roma und trat gegen Rassismus gegenüber Roma und Sinti auf.

Christine Nöstlinger (1936 bis 2018) war eine österreichische Schriftstellerin und zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautor*innen. Ihre Geschichten fördern Emanzipation und setzen sich für Außenseiter*innen ein. Sie stellen Machtverhältnisse und traditionelle Rollenbilder in Frage.

Johanna Dohnal (1939 bis 2010) war eine österreichische Politikerin. Sie wurde Anfang der 1970er-Jahre im Kampf um die Fristenregelung feministisch sensibilisiert. 1979 zum „Staatssekretär“ für allgemeine Frauenfragen ernannt, wurde sie 1991 als 1. Frauenministerin Österreichs angelobt. Sie schlug eine Brücke zwischen der autonomen Frauenbewegung und institutioneller Politik und gestaltete die österreichische Frauen- und Gleichstellungspolitik wesentlich mit.

Barbara Prammer (1954 bis 2014) war eine österreichische Politikerin und von 2006 bis zu ihrem Tod Präsidentin des Nationalrats. In ihrer Laufbahn - unter anderem als Frauenministerin - setzte sie vieles für die Gleichstellung von Frauen um, zum Beispiel das Gewaltschutzgesetz, die Verankerung der Gleichstellung der Geschlechter in der Verfassung sowie den Kinderbetreuungsausbau.

Helga Pankratz (1959 bis 2014) war eine der Gründerinnen der 1. Lesbengruppe in einer homosexuellen Organisation in Wien (HOSI Wien). Als engagierte feministische Aktivistin, Autorin und Kulturarbeiterin setzte sie sich gegen Diskriminierungen von Lesben ein.

Sabine Oberhauser (1963 bis 2017) war eine Politikerin und Medizinerin. Sie war Gesundheitsministerin und Frauenministerin und besetzte als 1. Ärztin die Funktion der Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Sie setzte ihre Schwerpunkte auf Gleichstellung, Arbeitnehmer*innen-Rechte und Gesundheit.

Yella (Jella) Hertzka (Herzka) (geborene Fuchs) (1873 bis 1948) war eine österreichische Frauenrechtlerin, Verlegerin und Gärtnerin. 1912 gründete sie die 1. höhere 2-jährige Gartenbauschule für Mädchen. Sie war darüber hinaus Gründerin und Präsidentin von zahlreichen frauenpolitischen Vereinen. 

Elizabeth T. Spira (1942 bis 2019) war eine bedeutende österreichische Fernsehjournalistin. Mit ihren Dokumentationen und Sendungen gewährte sie einen authentischen Blick in den österreichischen Alltag und hielt der Gesellschaft einen Spiegel vor.

Mira Lobe (1913-1995) war eine österreichische Kinderbuchautorin, deren vielfältige Geschichten große Berühmtheit erlangt haben. Mit Geschichten wie „Die Omama im Apfelbaum“, „Das kleine Ich bin Ich“, „Valerie und die Gute Nachtschaukel“ oder „Die Greggis“ hat Mira Lobe nicht nur die literarische Szene in Österreich und drüber hinaus geprägt, sondern auch ganze Generationen von Kindern nachhaltig beeinflusst. 1936 flüchtete sie vor dem Nationalsozialismus nach Palästina, wo sie erste Bücher in hebräischer Sprache verfasste. 1950 kam Mira Lobe mit ihrer Familie nach Wien. Im Laufe ihres Lebens hat Mira Lobe mehr als 100 Kinder- und Jugendbücher verfasst, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Im Mittelpunkt ihrer Bücher stehen oft „Außenseiter*innen“, Menschen die „anders“ sind und das Überwinden von Vorurteilen. Sie ist mehrfache Trägerin des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises und des Kinder- und Jugendbuchpreises der Stadt Wien.

Ruth Maier (1920-1942) war eine österreichische jüdische Emigrantin, die während des Nationalsozialismus im Jahr 1939 nach Norwegen geflüchtet ist. Als junge Frau wurde sie im Jahr 1942 in das Konzentrationszentrum Auschwitz deportiert und dort ermordet. Bekannt wurde sie für ihre umfangreichen Tagebücher und Briefe, weswegen sie auch „die österreichische Anne Frank“ genannt wurde. Im Jahr 2014 wurden die Tagebücher von Ruth Maier Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes.

Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) war eine österreichische Schriftstellerin und wird als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts betrachtet. Ihr literarisches Schaffen widmet sich Themen wie der Rolle der Frau in einer vom Patriarchat geprägten Gesellschaft, den Konsequenzen von Krieg und Frieden sowie dem individuellen menschlichen Leiden.

Luise Fleck (auch Kolm-Fleck, Louise) geb. Aloisia Veltée (1873 – 1950) war die 1. österreichische und weltweit 2. Filmregisseurin und Produzentin. Sie führte weit über 100 Mal Regie und schrieb mehr als 20 Drehbücher während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Im 2. Weltkrieg flüchtete Fleck ins Exil nach Shanghai.

Pionierinnengalerie im Rathaus